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Medienkompetenz

Yellow – Eine „Dating“-App für Kinder?!

„Yellow“ ist eine App (freigegeben ab 13 Jahren), die dafür da ist Freundschaften zu schließen. In Deutschland ist die App bisher noch nicht verfügbar, doch in den USA, Australien, Großbritannien, in der Schweiz und in einigen anderen Ländern ist die App bereits sehr beliebt. Es wird somit sicher nicht mehr lange dauern bis „Yellow“ oder eine ähnliche App auch in Deutschland verfügbar ist. [1]

Das Prinzip ist wie bei einigen Dating-Apps für Erwachsene: Du bekommst Personen vorgeschlagen, die auf deine Suchkriterien passen (z.B. in deinem Alter sind und in deiner Stadt leben). Du siehst von diesen Personen im ersten Moment nur das Profilfoto, kannst dir aber auch ein Profil dazu anschauen. Wischst du das Bild nach links, willst du keinen Kontakt zu der Person aufbauen, wischst du das Bild nach rechts, möchtest du mit der Person chatten. Wenn beide Personen nach rechts gewischt haben, könnt ihr mit dem Chatten beginnen.

Klingt lustig? Klar, wer findet nicht gerne neue Freunde? Aber die App birgt auch ein sehr großes Risiko! Und dieses solltest du kennen bevor „Yellow“ oder ähnliche Apps in Deutschland verfügbar sein werden.

  • Durch die möglich Anonymität im Internet, kannst du dir nie sicher sein, mit wem du gerade chattest. Die Registrierung erfolgt über einen Account bei Snapchat, aber den kann jede.r unter einem falschen Namen und Alter anlegen. Sogar, ob du gerade mit einem Mädchen oder einem Jungen schreibst, kannst du nicht sicher wissen, denn die Profilfotos könnten nicht echt, bzw. von einer anderen Person kopiert worden sein. Selbst wenn du schon lange mit der Person schreibst und ihr euch gegenseitig ganz viele Bilder schickt, hast du keine Garantie dafür, dass diese Bilder nicht manipuliert sind. Daher kann es passieren, dass dein Vertrauen von jemandem ausgenutzt wird der/die dir schaden möchte. Das kann z.B. eine Person sein mit der du zerstritten bist und die dir einen Streich spielen möchte. (Solch eine Situation kann sich auch zu Cybermobbing entwickeln.)
  • Es können dir aber auch ganz fremde Personen schaden, z.B. pädophile Erwachsene. Pädophilie ist eine psychische Störung, bei der Erwachsene sich zu Babys oder Kindern sexuell hingezogen fühlen und die gar nicht so selten vorkommt, wie du vielleicht denkst. Manchen Pädophilen gefällt es sich einfach Fotos von Kindern anzuschauen, doch einigen reicht dies nicht aus, sodass sie versuchen Kontakt zu Kindern aufzunehmen. Sie geben aber gar nicht zu, dass sie viel älter sind als du, denn dann würdest du ja nicht mit ihnen chatten. In manchen Fällen gehen diese Personen dann so weit, dass sie z.B. Fotos von Kindern haben möchten, auf denen sie nicht viel Kleidung anhaben. Solche Fälle hat es auch bei „Yellow“ schon gegeben. Oder sie verschicken Fotos von ihren Geschlechtsteilen (vor allem Männer). Diese Art der sexuellen Anmache und Belästigung nennt sich Cybergrooming. In Australien hat es bereits Cybergrooming-Fälle über die App Fälle gegeben [1]. Besonders gefährlich wird es aber, wenn sich jemand mit dir persönlich treffen möchte und du nicht genau wissen kannst, ob es sich vielleicht um eine pädophile Person handelt.
  • Es gibt bei „Yellow“ außerdem keine Möglichkeit dein wirkliches Alter zu beweisen. Wenn du zwischen 13 und 17 Jahre alt bist, dann brauchst du die Erlaubnis deiner Eltern, um die App nutzen zu können, doch sobald du dies mit ein paar Klicks bestätigt hast, fragt keiner mehr weiter nach. [2] Es kann also auch sein, dass Eltern gar nichts von der App wissen und dass jüngere Kinder die App nutzen und sich älter schummeln. Weil die App aber so gefährlich sein kann, musst du unbedingt mit deinen Eltern darüber sprechen bevor du dich anmeldest!

Ein paar wichtige Tipps:

  • Wenn du dich doch mal mit jemandem treffen möchtest, solltest du einer erwachsenen Person Bescheid sagen. Diese kann dann z.B. mit zu dem Treffen kommen und sich im Hintergrund aufhalten. Wenn du deine Eltern bei dem Treffen nicht dabei haben möchtest, weil du dich z.B. für ein Date im Kino verabredet hast, dann muss vorher geregelt sein, dass dir die Person nichts böses tun möchte. Du könntest vorher mit ihr oder ihm telefonieren (mit unterdrückter Nummer) und deine Eltern können mit den Eltern der anderen Person sprechen. Du kannst natürlich auch anderen erwachsenen Person davon erzählen, die dich begleiten. Am besten nimmst du auch gleich noch andere Freunde mit und gehst gar nicht erst alleine zu dem Treffen.
  • Triff dich immer nur an öffentlichen Orten mit deinen Chatbekanntschaften! Es muss immer ein Ort sein, wo euch viele Menschen sehen können, falls doch etwas passiert. Außerdem solltest du dich immer tagsüber verabreden, wenn es draußen noch hell ist und gehe niemals alleine zu einer Person nach Hause!
  • Bei „Yellow“ gibt es eine Standort-Funktion, mit der geprüft werden kann, wo du dich gerade befindest. Diese Funktion ist besonders gefährlich, da fremde (oder unerwünschte) Personen dich aufspüren können. Diese Standort-Funktion musst Du in jedem Fall ausschalten!
  • Lass dich nicht darauf ein Unterwäsche- oder Nacktbilder von dir zu verschicken! Das ist viel zu privat für eine Person, die du nur durchs chatten kennst. Außerdem kannst du nicht genau wissen, ob die Fotos noch wo anders veröffentlicht werden. Der einvernehmliche Austausch von erotischen Nachrichten und Fotos nennt sich übrigens Sexting und wird auch schon von Jugendlichen praktiziert. Hier kannst du mehr darüber lesen.
  • Generell gilt: „Think before you post!“ – „Denke nach bevor du postest.“. Denn was einmal im Netz ist, bleibt im Netz.

Diese Gefahren gelten grundsätzlich für Soziale Netzwerke. In der Hinsicht ist „Yellow“ nicht besser oder schlimmer als andere Plattformen. Was hier allerdings dazukommt ist, ist zum einen die funktionale und optische Ähnlichkeit zu einer Dating-App, sowie der Aufruf neue Freunde zu finden. Denn was kommt nach dem Kennenlernen durch Chatten? – Das erste Treffen. Und hier liegt der größte Unterschied zu anderen Sozialen Netzwerken: „Yellow“ bietet keine anderen lustigen oder nützlichen Funktionen, es geht nur um das Kennenlernen von Personen.

In der Medienberichterstattung ist von der App von „Tinder für Teenies“ die Rede. „Tinder“ ist eine Dating-App für Erwachsene, die zunächst dazu vorgesehen war einen Partner oder eine Partnerin zu finden, zu flirten und sich zu verlieben, doch mittlerweile hat die App den Ruf, dass sie nur noch verwendet wird, um sexuelle Kontakte aufzubauen und niemand wirklich daran interessiert ist die große Liebe zu finden. Bei „Yellow“ sind ebenfalls (vor allem bei Jungen) Profilbilder mit nacktem Oberkörper zu finden. Es bleibt also zu hoffen, dass sich bei „Yellow“ oder ähnlichen Apps nur Kinder und Jugendliche anmelden, die ernsthaft daran interessiert sind Freundschaften aufzubauen.

Außerdem müssen bei „Yellow“ auch ethische Kriterien berücksichtigt werden: Nach welchen Kriterien sollen Kinder denn nun auswählen mit wem sie befreundet sein wollen? Sollen sie es tatsächlich an dem äußeren Erscheinungsbild und ein paar Stichpunkten in einem Steckbrief ausmachen? Diese Vorgehensweise Freundschaften zu knüpfen, ist für Kinder absolut ungeeignet.

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Quellen:
[1] http://www.20min.ch/schweiz/news/story/Jetzt-kommt-Tinder-fuer-Teenies-10145972
[2] http://www.mirror.co.uk/tech/police-warn-tinder-teens-app-10212048

Weitere Infos über die Sicherheitsstandards: http://www.vocativ.com/410628/teens-using-tinder-like-app-yellow

Bild: CC0 Public Domain (»Creative Commons)

1 Kommentar

  1. Sehr guter Beitrag 🙂